Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Sfiatkos,

lieber Herr Bruckhoff,

diese Worte stammen von Jacques Delors, französischer Politiker und früherer Präsident der Europäischen Kommission, der in seiner Amtszeit entscheidend an einer Vertiefung der europäischen Integration beteiligt war. Der aus dem Jahr 1992 stammende Aufruf Delors stellte seit der Gründung des Oekumenischen Europa-Centrums Frankfurt (Oder) (kurz OeC) seinen Leitspruch dar; insbesondere für die damaligen Gründungsmitglieder den Ökumenischer Rat Frankfurt (Oder), die Stadt Frankfurt (Oder) und die Europa-Universität Viadrina.

Europa eine Seele zu geben, schafft man in erster Linie durch Begegnung von Menschen über kulturelle und über Ländergrenzen hinweg. Für diese Begegnung und dem damit verbundenen Dialog zwischen verschiedenen Nationalitäten, Konfessionen und Lebensgeschichten setzen sich die Mitglieder des Vereins seit nunmehr 25 Jahren mit Herzblut und großem Engagement ein. Sie leisten dadurch einen zentralen Beitrag zum friedlichen Zusammenwachsen unserer deutsch-polnischen Region und hauchen so Tag für Tag der europäischen Idee Leben ein.

Die Möglichkeiten des grenzüberschreitenden Austauschs, die das Oekumenische Europa-Centrum den Bürgerinnen und Bürgern beider Oderseiten bietet, sind vielfältig: Von bislang über 120 durchgeführten Grenzgesprächen zu den vielfältigsten Themen über ökumenische deutsch-polnische Gottesdienste sowie Ausstellungen und Veranstaltungen bis hin zu jährlich stattfindenden Begegnungs- und Pilgerreisen reicht das Schaffen des Vereins.

Das Studien- und Gästehaus Hedwig von Schlesien in Trägerschaft des OeC fördert die Annäherung und den Kontakt zwischen Studierenden der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) und dem Collegium Polonicum in Słubice. Die Bewohnerinnen und Bewohner stammen aus Deutschland, Polen und vielen anderen Ländern der Welt. Christen verschiedener Konfessionen, mittlerweile auch eine Muslima, leben hier ganz selbstverständlich gemeinsam unter einem Dach und verwalten das Haus gemeinschaftlich.

Die Friedenskirche, Frankfurts wohl älteste Kirche und passender weise in unmittelbarer Grenznähe befindlich, bildet das Vereins- und Veranstaltungszentrum des OeC. Zu seinem 25-jährigen Jubiläum fand hier mit der ersten ökumenischen Bischofskonsultation an Oder und Neiße im Oktober 2019 ein historisches Ereignis statt. Insgesamt 18 leitende Geistliche der katholischen, evangelischen und orthodoxen Kirche aus beiden Ländern kamen zu diesem Anlass in unserer Doppelstadt zusammen.

Das OeC bringt sich auch auf vielfältige Weise in das Stadtgeschehen ein wie z.B. mit eigenen Veranstaltungen zum Europatag oder zum Tag des Offenen Denkmals. Ein jährlicher Höhepunkt ist die Übergabe des Friedenslichtes von Betlehem durch polnische Pfadfinderinnen und Pfadfinder an die Vertretungen der Stadt und Kirche in Frankfurt (Oder) mit anschließender Begegnung in der Friedenskirche.

Mit diesem vielfältigen Engagement unterstreicht das Oekumenische Europa-Centrum das Wesen unserer europäischen Doppelstadt Frankfurt (Oder)-Słubice. Und dafür sind wir aus vollem Herzen dankbar.

Delors Vision, einen offenen Ort des Austausches zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Nationalität, Konfession, Religion und Geschichte zu geben, ist mit der beständigen Arbeit des Oekumenischen Europa-Centrums Frankfurt (Oder) e.V. mitten im Herzen Europas, in der deutsch-polnischen Doppelstadt zur gelebten Wirklichkeit geworden. Wir gratulieren dem Verein herzlich zur heutigen Verleihung des Ökumenepreises 2020 des Ökumenischen Rates Berlin-Brandenburg.

 

René Wilke
Oberbürgermeister

 

Milena Manns
Dezernentin für Kultur, Bildung, Sport, Bürgerbeteiligung und Europa