Zur Vortragenden:
Frau Privatdozentin Dr. Agnieszka Pufelska ist Absolventin der Europa-Universität Viadrina. Promoviert wurde sie an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät im Jahr 2005. Ihre Dissertation trägt den Titel: Die „Judäo-Kommune" – ein Feindbild in Polen. Das polnische Selbstverständnis im Schatten des Antisemitismus 1939–1948, Paderborn: Schöningh 2007. Mit diesem Thema hat sie vor knapp zwanzig Jahren, zur Zeit der Debatten um das „Massaker von Jedwabne“ (1941), ein besonders heißes Eisen angefaßt. 2015 habilitierte sich Fran Pufelska für Neuere Geschichte an der Universität Potsdam mit der Arbeit „Der bessere Nachbar? Das polnische Preußenbild zwischen Politik und Kulturtransfer (1764-1794). Berlin de Gruyter 2017.
Seit April 2016 ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Nordost-Institut (IKGN e. V.) und nahm 2020/2021 eine Gastprofessur am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien wahr. Frau Pufelska zählt mit ihren einschlägigen Publikationen zu den Expertinnen im Feld der deutsch-polnischen Verflechtungsgeschichte. Wobei Verflechtungsgeschichte immer auch Konfliktgeschichte sein kann, wie es ihr Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 1.2.2021 demonstriert: „Vergesst die Teilung Polens nicht. Die Potsdamer Garnisonskirche darf kein Ort verklärender Erinnerung werden“.
Für ihre deutsch-polnischen Forschungen hat Frau Pufelska den Jubiläumspreis für Wissenschaft der Stiftung Preußische Seehandlung erhalten, dotiert mit 20.000 Euro, der ihr im September 2023 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften verliehen worden ist.
Zum Vortrag:
Historische Traumata und politischer Streit belasten das aktuelle Verhältnis zwischen Polen und Deutschland. Der Ukraine-Krieg verstärkte die polnische Kritik an Deutschlands Rolle in Europa und an seiner Russland-Politik. Es wurde einmal mehr deutlich, wie nachhaltig die Geschichte die deutsch-polnischen Beziehungen beeinflusst und wie sehr die Bereitschaft, sich angemessen mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, die gegenseitigen Wahrnehmungen erleichtern oder erschweren kann. Diesen offensichtlichen Zusammenhang nimmt der Vortrag zum Anlass, daran zu erinnern, was Deutschland und Polen auseinandergetrieben oder auch zusammengehalten hat. Was von den vergangenen Nachbarschaftskonflikten wirkt nach wie vor? Was kann man tun, um sie zu überwinden?