Unser Vorstandsmitglied Dr. Ilona Czechowska und die Professorin Ievgeniia Voloshchuk von der Europa-Universität Viadrina, die Tamila Kyrylova bereits aus der Ukraine kannte, schrieben in Erinnerung an sie folgenden Nachruf:

Kurz nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine wurden viele Ukrainerinnen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen - darunter Germanistin Dr. Tamila Kyrylova aus Kiew. Für die Entscheidung, nach Deutschland zu kommen, hatte sie und ihre Schwester Larisa nicht viel Zeit. Unterwegs war sie nur mit ihrem Laptop und einem kleinen Rücksack / einer kleinen Handtasche. Deutschland sollte ihr neues, sicheres Zuhause sein. 

Mit ihrer Energie und Offenheit konnte sie sich sowohl in die deutsche Gesellschaft als auch in die ukrainische Diaspora Frankfurt (Oder) schnell integrieren.  Zuerst war sie mit ihren Forschungsprojekten als geflüchtete Gastwissenschaftlerin am Axel Springer-Lehrstuhl für deutsch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte, Exil und Migration der Europa-Universität Viadrina beschäftigt.  Danach arbeitete sie als Deutschlehrerin in Integrationskursen, die sie mit großem Engagement für Geflüchtete aus verschiedenen Ländern durchführte. 

Viele erinnern sich an Tamila Kyrylova als eine aktive Teilnehmerin zahlreicher öffentlicher Veranstaltungen, die in Frankfurt (Oder) im Zeichen für Solidarität mit der Ukraine organisiert wurden.  Deutschland, dass sie gemeinsam mit ihrer Schwester bereist hat, war ihr Traumland. Die deutsche Sprache, mit der sie als ein siebenjähriges Mädchen angefangen hat, war ihre echte Leidenschaft. Frankfurt (Oder), in dem sie sich wohl und glücklich fühlte, wurde zu ihrer neuen Heimat.  Sie hat ihren Optimismus und die Hoffnung auf ein Leben im Frieden nie verloren, vielmehr schöpfte sie daraus Kraft, sich neben ihrer Arbeit für andere zu engagieren.  Ihr neues Leben hatte sie zusammen mit ihrer Schwester in Pflaumenweg in Frankfurt aufgebaut – die Hoffnung auf ein ruhiges Leben erlosch zusammen mit dem Brand von letzter Woche. 

Frau Kyrylova starb an einer Rauchvergiftung als sie versucht hatte, zum wiederholten Male ihr Leben zu retten.  Ihre Schwester Larisa war zu dieser Zeit auf dem Weg in die Ukraine, wo sie nach dem kürzlich erlebten Tod des Vaters ihre Mutter Olga betreute, die gleich eine komplizierte Augenoperation überstanden hat.  Nun sind die Schwester und Mutter wieder in Frankfurt – in einer Stadt, die Tamila Kyrylova von ganzem Herzen als ihre neue Heimat geliebt hat und in der sie einen hervorragenden Anfang ihres neuen Lebens gemacht hat.